Engel - Kreuzkirche Lüneburg

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Engel

Vision
Ps 91.11.12: Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
 
 
Liebe Gemeinde, liebes Ehepaar S.,
 

vorab ein Überlick über den Inhalt dieser Predigt: Aus Anlass von Theos Taufe möchte ich darüber sprechen, was wir Theo wünschen und was wir uns wünschen für unser Leben. Ich gehe auch der Frage nach, wie sehr uns Gott mit seinen Engeln behütet. Das Gefühl, beschützt und beschirmt zu sein, gründet in einem tiefen Vertrauen zu Gott. Aber dieses Vertrauen kann uns auch über Jahre entgleiten. Gott ist in solcher Lebensphase weit weg für uns. Was hilft dann? Ich meine, es ist die Ausrichtung, dass wir über beruflichen Erfolg und einen gewissen Wohlstand hinaus auch Nahrung für unsere Seele suchen.
 
 
Also, liebe Gemeinde, was wünschen wir uns für unser Leben? Diese Frage tritt immer wieder einmal an uns heran, vielleicht jeweils erneut von Lebensstufe zu Lebensstufe oder sogar mehrmals in einer Lebensphase. Oft haben wir eine klare Vorstellung, was wir uns wünschen.

 
 
Als ich noch ein Kind war von sechs Jahren, da wünschte ich mir sehnlichst, ganz bald schon zehn Jahre alt zu sein. Denn wer zwei Ziffern vor seinem Alter hatte und nicht nur eine, war für mich schon groß. Und ich wollte schnell unbedingt groß werden. Vermutlich hatten Sie andere Wünsche! Wer von Ihnen z.B. 1946 sechs Jahre alt war, der oder die wünschte sich unbedingt, nicht mehr hungern zu müssen. Oder im Winter Briketts und Kohle zu haben, um den Ofen zu heizen und es warm zu haben in der Eiseskälte. Wünsche hängen eben oft auch von Lebensumständen ab, nicht nur vom eigenen Lebensalter und nicht nur vom eigenen geistigen Horizont. Vielleicht wünscht sich heute ein sechsjähriges Mädchen, ein Smartphone zu bekommen statt einer Barbiepuppe. Die Wünsche sind wirklich verschieden, aber wir haben sie und wissen oft genau, was der größte Wunsch von allen ist.

 
 
Manchmal denken wir aber nicht automatisch an uns selbst, wenn wir etwas wünschen. In der Lebenssituation, dass uns ein Kind oder Enkel geboren wird, gelten unsere besten Wünsche dem Kind. Ich nehme an, liebes Ehepaar S., dass Ihre größten Wünsche in dieser Ihrer Lebensphase Theo gelten. Ich kann mir vorstellen, dass Sie ihm wünschen: Er möge gesund und munter bleiben und sich wunderbar entfalten! Mit dem Stichwort entfalten meine ich, dass Theo seine Gaben entdeckt und seine Fähigkeiten entwickelt und ausbaut. Es ist ja jetzt schon zu erkennen - mich als Außenstehenden hat beeindruckt, wie außergewöhnlich aufmerksam Theo seine Umwelt beobachtet und wie freundlich er reagiert -… es ist ja jetzt schon zu erkennen, dass in ihm viel angelegt ist und dass er ein liebenswertes und gewinnendes Wesen hat. Ich denke auch, dass Sie Theo wünschen: Er möge behütet aufwachsen und auch als Erwachsener in Gefahr beschützt sein.

Der Taufspruch formuliert dies ja sehr schön und poetisch: Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
 
 
Besinnen wir uns einen Moment auf diesen Bibelvers und fragen uns, wie sehr wir von Gott behütet sind! Ich glaube, wir alle könnten jetzt viele Situationen schildern, in denen wir erfahren haben: Wir waren in schwierigen oder sogar brenzligen Situationen beschützt und beschirmt. Und je nachdem, ob wir glauben, dass es einen Gott gibt und ihm vertrauen oder nicht, je nachdem deuten wir ja im Rüclblick, dass wir von Gott bzw. von seinen Engeln beschützt waren. Oder ob wir lediglich ein Lebensglück darin sehen, dass etwas zufällig gutgegangen ist in einer gefährlichen Situation. Ich persönlich erinnere jedenfalls drei lebensbedrohliche Situationen, einmal am Steilhang eines Berges und die Chance, zu Fuß heil über diesen Steilhang zu kommen, betrug 30 %, und ein anderes Mal ein Autounfall in der mexikanischen Millionenstadt und Grenzstadt Juarez, und ein drittes Mal während einer Motorradtour in den Rocky Mountains, bei der ich in einer extrem engen Steilkurve aufwärts zuguterletzt nicht die Kontrolle verlor; sonst hätte das schwere Motorrad mich unter sich erdrückt … ich erinnere drei lebensbedrohliche Situationen, die ich im Nachhinein so deute, dass Gott mich mit seinen Engeln behütet und mein Leben gerettet hat. Luther hätte es so gesagt (Zitat): „Die Engel sind uns ganz nahe und schützen uns und Gottes Kreaturen in seinem Auftrag“. Ich muss aber nicht von Engeln reden, sondern kann das Wort Engel als Sprachbild verstehen, welches mir sagt: Gott ist mir ganz nahe und sein Segen geht mit mir!

 
 
Der Bibelvers aus Psalm 91, Theos Taufspruch, meint genau dies: Gott ist Theo ganz nahe und Gottes Segen geht mit ihm. Dieser Taufspruch ist insgesamt eine poetische Aussage und will nicht Wort für Wort ins Leben übertragen werden. Theos Taufspruch ist ein ganz gefühlvoller, herzlicher Zuspruch, dass Gott bei Theo ist und ihn schützend segnen wird. Wenn wir wortwörtlich auf diesen Bibelvers reagieren, dann müssten wir ihm in die Speichen greifen und ein Stück weit widersprechen. Denn erstens sind wir von Gott nicht nur auf Händen getragen. Wir sind von Gott berufen, selbst tätig zu werden und Verantwortung zu übernehmen für uns selbst und für andere. Zweitens ist es manchmal sehr hilfreich, dass wir unseren Fuß an einen Stein stoßen. Wir lernen daraus und werden eine reifere, kompetentere Persönlichkeit. Wenn Theo z.B. laufen kann und auf einem sandigen Spielplatz zu schnell die Leiter einer Rutsche besteigt, strauchelt, von der Leiter fällt, sich kräftig wehtut, dann ist das natürlich erst einmal ein großer Schmerz für ihn. Aber er verinnerlicht: Auf Leitern muss man sich langsam und aufmerksam bewegen, besonders wenn sich auf den Stufen auch noch Reste von Sand befinden. Das lässt ihn reifen und er fühlt sich sicherer, weil er eine bessere Gefahreneinschätzung gewonnen hat. Also wir verstehen Theos Taufspruch nicht wortwörtlich, sondern als eine poetische Zusage, die fest verspricht: Gott ist bei Theo und wird ihn segnen, sodass er sein Leben meistert mit seinen Gaben und Fähigkeiten.
 
 
Die poetische Zusage über Gottes beschützende Engel geht eigentlich auf ein ganz tiefes Vertrauen zurück. Der Psalmbeter hat es in Vers 2 von Psalm 91 ausgedrückt: 1 Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, 2 der spricht zu dem HERRN: / Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Tiefes Vertrauen auf Gott könnte der größte oder wesentlichste Lebenswunsch sein für Theo. Und ebenso für uns. Damit Theo nie seine Hoffnung verlieren wird, dass Gott an seiner Seite ist. Damit wir immer die zuversichtliche Haltung einnehmen können: Gott ist uns ganz nahe!

 
 
Ich möchte dies noch einmal anders beschreiben und gleichzeitig ein Problem mit dem Vertrauen auf Gott benennen. Mein inniger Wunsch für meine erwachsenen Kinder ist, dass sie mit ihren Lebenszielen glücklich werden. Aber entscheidend ist für mich nicht ihr Erfolg oder Misserfolg im Leben, sondern ihr spirituelles Verständnis, ihr Erwachen zu Gott hin. Ich glaube im Übrigen, dies ist unser aller Lebensruf: ein vertrauendes Erwachen zu Gott hin. Das Problem ist nur: Es gibt (mindestens) eine Phase im Leben, da hat kaum ein Mensch Interesse, spirituell aufgestellt zu sein und sein Leben auch aus religiöser Sicht zu verstehen, also von Gott her. Ich meine die Phase zwischen 18 und 28. In dieser Zeit entwickeln wir unsere eigene Kraft und Stärke, ziehen von zu Hause aus, verdienen unser erstes Geld, suchen Lebenspartner, erproben unsere Grenzen und gehen über sie hinaus zum Beispiel durch ausgiebige Partynächte. Da ist es ganz normal, dass wir kein Interesse haben, ein religiöses Buch zu lesen wie zum Beispiel von Pater Anselm Grün... und es ist auch völlig normal, kein Interesse zu haben, einen Gottesdienst zu besuchen. Und darum vertieft sich nicht unser Vertrauen auf Gott, sondern es verflacht in dieser Lebensphase allgemein (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Wir fühlen uns in dieser Phase auch nicht mit Kirche verbunden. Ich meine dies nicht als Kritik, sondern ich beschreibe eine völlig normale Entwicklung in fast jedem Lebenslauf. In diese Phase wird auch Theo eines Tages geraten. Die meisten von uns haben sie ja schon hinter sich. Hochzeit und Taufe können uns dem Vertrauen auf Gott und der Kirche wieder näher bringen. Aber da ist auch unser eigenes Interesse und unser Wollen gefordert. Sonst verliert sich für uns die Spur des Glaubens und der Spiritualität im Leben. Obwohl man jederzeit diese Spur neu entdecken kann. Hilfreich kann da eine aufgeschlossene Gemeinde sein wie unsere Kreuzkirche, in der auch Kritik willkommen ist und Raum hat. Hilfreich kann da sein, sich selbst der Frage zuzuwenden: Was wünsche ich mir eigentlich im Leben? Wünsche ich mir über beruflichen Erfolg und einen gewissen Wohlstand hinaus auch Nahrung für meine Seele? Vertrauen auf Gott ist diese Nahrung für meine Seele! In diesem Vertrauen gründet sich die Zuversicht: Gott ist mir ganz nahe und sein Segen geht mit mir. Dieses Vertrauen ist mein tägliches Erwachen auf Gott hin: Dass er da ist und seinen Engeln befohlen hat, mich zu behüten auf allen meinen Wegen.
Amen.


Fotos: JMG_pixelio.de + Helene Souza_pixelio.de

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