Interview KV - Kreuzkirche Lüneburg

Kreuzkirche Lüneburg
Kreuzkirche
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Interview KV

Mitarbeiter
Der Kirchenvorstand - von Bauplanung über Bilanzbuchhaltung bis „summt“

Vielleicht haben Sie, liebe Leserin und lieber Leser, eine mehr oder weniger klare Vorstellung, was der Kirchenvorstand (KV) so macht. Wofür er gut und nützlich ist? Beschäftigt er sich nur mit kirchlichen, religiösen Themen oder setzt er sich auch mit Fragen u.a. des Umweltschutzes, der Nachhaltigkeit, der Kultur und weiteren brennenden Fragen unsere Zeit auseinander?
Diese Fragen sollen  in einem Gespräch mit Jutta Koke, Beate Krebs und Henning Rößner geklärt werden, die für über 50 Jahre geballte Erfahrung in der ehrenamtlichen Arbeit im Kirchenvorstand der Kreuzkirche stehen.

Herr Rößner, bevor wir auf die konkrete Arbeit und die Vision des KVs der Kreuzkirchengemeinde eingehen, müssen wir über die rechtlichen Grundlagen  sprechen.

Grundsätzlich ist alles in der Gemeindeordnung geregelt. Kurz gesagt geht es darum,  das kirchliche Leben in der Gemeinde zu gestalten, zu begleiten und zu fördern.
Hier werden die Entscheidungen über die Finanzen und Personalangelegenheiten getroffen und es wird sich um die Liegenschaften und Baumaßnahmen gekümmert. Der Kirchenvorstand ist ein fester Bestandteil der Organisation einer Gemeinde. Die Mitglieder werden gewählt oder aufgrund besonderer Aufgaben in den KV berufen. Der Pastor als Hauptamtlicher hat einen festen Sitz im KV. Bei uns hat Pastor Skowron den Vorsitz und Jutta Koke ist die 2. Vorsitzende.
Der KV gibt die Entwicklung einer Gemeinde vor. So hat unser KV z.B. beschlossen, die Kanzel abzubauen, um auf Augenhöhe zu kommunizieren und den Altarraum mehr zu öffnen. Im Weiteren wurde beschlossen, 10 Kirchenbänke zu entfernen und dafür Polsterstühle anzuschaffen.
Da man schon bei Umbaumaßnahmen war, installierte man auch eine professionelle Beleuchtungs- und Tonanlage, außerdem wurde ein neuer Teppich angeschafft, der farblich mit den Glasfenstern und dem Altarbild harmoniert. Das passierte zeitweise parallel, aber auch über eine längere Zeit versetzt, denn es musste ja auch alles finanziert werden, was in den KV-Sitzungen ausführlich und verständlicherweise auch manchmal kontrovers diskutiert wurde. Unser KV zeichnet sich aber dafür aus, dass es immer eine für alle zufrieden stellende Lösung gibt.
Durch den Bau der Kindertagesstätte, 2012/2013, mussten Räumlichkeiten geschaffen werden, damit Gruppen, die in der Unterkirche ihr„ Zuhause“ hatten, wie u.a. die Konfirmanden und der Kreativ-Treff, eine neue Bleibe fanden. Das zog Kreise, denn in diesem Zusammenhang musste das Gemeindehaus neu gestaltet werden. So wurde eine neue Küche geschaffen, die der Kreativ-Treff z.T mitfinanziert hat.
Die Konfirmanden erhielten einen eigenen Raum und das Büro der Gemeindesekretärin wurde modernisiert. Teilweise wurde dies durch Kredite finanziert.
Ganz aktuell beschäftigen wir uns mit der Neugestaltung des in die Jahre gekommenen Kirchenvorplatzes, der schlichtweg baulich nicht mehr den heutigen Erfordernissen entspricht. Darüber hinaus ist uns ganz wichtig, dass der Platz so einladend und attraktiv für die Gemeinde wird, dass er wieder der zentrale Treffpunkt im Viertel wird.

Frau Koke, was hat sich neben der Umgestaltung des Kirchenraumes in und für die Gemeinde darüber hinaus ergeben ?

Neben diesen baulichen Veränderungen der Kirche und des Gemeindehauses haben der KV und die Gemeinde sich auch inhaltlich spirituell weiter entwickelt.
Hier sei nur einiges exemplarisch genannt: der Gottesdienst wird nicht nur klassisch Sonntag morgens um 10.00 Uhr gefeiert, sondern jeden 4. Sonntag als Meditativer Abend nach Taizé um 18.00 Uhr. Darüber hinaus begehen wir auch Kunst- und Familien-, Wald- und Open-Air-Gottesdienste.
Am Gründonnerstag findet ein Tischabendmahl in der Kirche statt. Die Gemeindeglieder nehmen diese Form des Gottesdienstes gerne und zahlreich an.
Der Kreativ-Treff hat seit Jahren immer in der Oster- und Vorweihnachtszeit einen Basar im Gemeindehaus angeboten. Später wurde der Basar erweitert und fand im Kirchenraum statt. Durch die Abstandsregeln während der Pandemie konnte kein Basar stattfinden, dafür gab es ein kleines längerfristiges Angebot der Kreativen im Kirchenraum.
Die Begeisterung der Gemeinde zeigt uns immer wieder, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben und wie undogmatisch wir im Kirchenvorstand arbeiten.
Dem KV war und ist es immer wichtig, die Strömungen und Fragestellungen der Gemeinde aufzunehmen. So haben wir uns selbstverständlich schon seiner Zeit auch mit der Flüchtlingsproblematik auseinandergesetzt. Nachdem klar war, dass wir alleine schon aus räumlichen Gründen kein Kirchenasyl bei Nachfrage umsetzen  können, haben wir unsere Unterstützung anderen Gemeinden für einen derartigen Fall zugesagt.  
Wir unterstützen z.B. einen jungen Geflüchteten ideell und auch materiell.
Gleich nach dem Kriegsausbruch Russlands gegen die Ukraine haben wir uns intensiv mit der Frage befasst, wo stehen wir und wie wollen wir uns dazu verhalten. Nachdem wir hörten, dass in der Jugendherberge in unserer unmittelbaren Nähe über 20 Kinder aus einem Waisenhaus in der Ukraine untergebracht waren, haben wir uns mit Herrn Nowotny vom Hof Schlüter getroffen, der seit Jahren Kontakt zu diesem Waisenhaus hat. Das Ergebnis war, dass die Situation der Kinder, auch der, die noch in der Ukraine leben, im Gottesdienst angesprochen wurde und wir einen Spendenaufruf starteten. Bis heute konnten wir an die 2000 € als Spende an den Hof Schlüter weiterleiten, damit gezielt in der Ukraine geholfen werden kann.
Wir müssen aber auch noch über die Corona-Pandemie sprechen. Mitglieder des Kirchenvorstandes haben eine Taskforce gebildet, um sich regelmäßig über die aktuellen Vorschriften und deren Umsetzung abzustimmen. Zunächst wurden per Video die Predigten der Pastoren aufgenommen. Darüber hinaus wurde eine Streaming-Anlage angeschafft, so dass die Gottesdienste, die unter Corona-Auflagen stattfinden konnten, in die Haushalte übertragen wurden. Das hat zu der Zeit sehr gut funktioniert und die Gemeindeglieder waren dankbar.

Frau Krebs, was bedeutet eigentlich der Gemeindebegriff „summt“ und beschäftigt sich der Kirchenvorstand  auch mit den Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit ?

Im Rahmen der allgemeinen Entwicklung von Leitbildern sind wir einen Schritt weiter gegangen und haben uns mit Visionen auseinandergesetzt. Dazu haben wir zunächst das Buch von Klaus Douglass: „Die neue Reformation. 96 Thesen zur Zukunft in der Kirche“, gelesen. In einem Wochenendseminar haben wir den Text in verschiedenen Kleingruppen durchgearbeitet, darüber im Plenum diskutiert und das Thema dann in den Kleingruppen weiter verdichtet. Die Gemeindestruktur und die Geisteshaltung sollte für die Menschen „unserer“ Gemeinde authentisch und attraktiv sein. In einem längeren Prozess haben wir unsere Visionen gebündelt und beschrieben, wie wir erkennbar sein wollen, nämlich im „summt“:
s - sozial denken und handeln
u - undogmatisch Beheimatung in Glaube und Kirche ermöglichen
m - modern Themen  und Erfahrungen bieten für Geist, Seele und Körper
m - musikalisch vielseitige Gottesdienste und Konzerte veranstalten
t - tolerant, inter-religiös, theologisch aktuell
Darüber hinaus haben die Mitglieder des Kirchenvorstandes in vielen Gesprächen die Liturgie des Abendmahles neu gestaltet. Das hat sich der KV aber nicht im stillen Kämmerlein ausgedacht und dann einfach umgesetzt, sondern die Gemeinde wurde eingeladen, um den Entwurf offen zu diskutieren. Das Interesse war groß mit dem Ergebnis, dass beide, das klassische und das moderne Abendmahl, gefeiert werden, je nach Ankündigung im Gemeindebrief.
Zur Schonung der Ressourcen und zur Bewahrung der Schöpfung setzen wir uns selbstverständlich mit Fragen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes auseinander. Das ist ein fester Tagesordnungspunkt in den KV-Sitzungen. In diesem Kontext muss erwähnt werden, dass die ausgebauten Kirchenbänke nicht auf der Deponie entsorgt wurden, sondern es entstand das Regal für  die Gesangbücher gleich links im Kirchenraum. Weitere Bänke wurden auf der Empore sowie in der Kita Kirchenmäuse u.a. im dortigen Atelier verbaut.
Unser Gemeindebrief wird auf umweltfreundlichem Papier gedruckt. Beim Blumenschmuck, Kaffee, Gebäck und Reinigungsmitteln wird, so weit es geht, auf Fair Trade Produkte geachtet. Ganz aktuell ist die Sanierung und Begrünung des Daches des Gemeindehauses fast abgeschlossen.
Seit gut 3 Jahren beschäftigen wir uns ausführlich mit der Gestaltung unserer Zukunftsgemeinschaft und haben uns schon durch verschiedene Aktionen mit unseren Partnergemeinden (Dt. Evern, Embsen mit den Lüneburger Stadtteilen Häcklingen und Rettmer, Betzendorf und Amelinghausen) etwas besser kennengelernt. Dazu gehört auch der gegenseitige Gottesdienstbesuch und dass die Pastoren einen regen Kanzeltausch pflegen.

Frau Koke, Frau Krebs und Herr Rößner, haben Sie vielen Dank für dieses interessante und aufschlussreiche Gespräch. Gerade über den Kirchenraum und die weiteren Projekte gibt es noch einiges zu erzählen, sodass es sich möglicherweise anbietet, in einem weiteren Gemeindebrief darüber zu berichten.
Zum Abschluss bitte ich Sie, Ihre Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft zu formulieren.

Unser größtes Anliegen ist, dass die Menschen in Frieden, Freiheit und Gesundheit leben können; und da sprechen wir für unseren gesamten Kirchenvorstand.
Unser Wunsch ist aber auch, dass die Gestaltung des Kirchenvorplatzes Fahrt aufnimmt und die Pläne bald umgesetzt werden können. Wir hoffen, dass die Menschen unserer Gemeinde weiterhin so aktiv und kreativ das Gemeindeleben mitgestalten. Wir wünschen uns auch ein gutes innovatives Zusammenwachsen der Zukunftsgemeinschaft. Und in eigener Sache darf aber auch gesagt werden, freuen wir uns weiterhin auf einen motivierten, mutigen, leistungsstarken und kreativen Kirchenvorstand.  



Marlis Otte


Angaben gemäß § 5 TMG und Verantwortlich für den Inhalt nach § 55 Abs. 2 RStV:
Der Kirchenvorstand der Kreuzkirchengemeinde Lüneburg
Röntgenstr. 34
21335 Lüneburg
Zusammenstellung: J.Koke


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Kontakt:
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J.Koke@Kreuzkirche-Lueneburg.de
Gemeindebüro Telefon: 04131/ 731 434, Heike.Koerber2@evlka.de


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