liebe und schone dich
Vision
liebe und schone dichBernhard von Clairvaux: Schale der Liebe
Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale, nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist.
Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigiebiger als Gott zu sein. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss.
Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst.Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle. Wenn nicht, schone dich.
Liebe Gemeinde,ich möchte mit zwei Sätzen erklären, wer Bernhard von Clairvaux war. Und dann beschreibe ich, was mir an seinen Worten gefällt.Bernhard von Clairvaux lebte im 12. Jahrhundert von 1090-1153. „Er war einer der bedeutendsten Äbte des Zisterzienserordens und hat maßgeblich für die Ausbreitung des Ordens in ganz Europa gesorgt, bis in den Norden Deutschlands.“ (H.H. Jantzen)
Seine Worte, die wir gerade eben vernommen haben, begeistern mich. Wenn ich diese Worte höre, fühle ich mich entspannt und wirklich frei von allen Leistungsansprüchen im Kopf. Besonders sind es diese Worte:Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen. … Zuerst anfüllen und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst....Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle. Wenn nicht, schone dich.Weggenommen wird jedes schlechte Gewissen, man hätte anderen nicht genug gegeben, weggenommen wird jeder Leistungsanstrenger im Kopf, man müsste eigentlich noch mehr dasein für andere, all dies wird weggenommen durch die Worte von Bernhard von Clairvaux: „Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst … Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle. Wenn nicht, schone dich.“ Ich finde, dies sind wunderbar erlaubende, entspannende Worte! Nehmen Sie den Gottesdienstzettel mit nach Hause, um diese erlaubenden Worte immer wieder mal zu lesen und ins Herz sinken zu lassen!Bernhard von Clairvaux betont, dass wir wie eine Schale sind, die erst angefüllt sein muss bis zum Rand, bevor sie überfließt. Wörtlich: „Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen.“ Womit füllen wir unsere Schale an? Weniger bildhaft formuliert lautet die Frage: Was nährt meinen Geist, meine Seele, meinen Körper? Was gibt mir Kraft, Geduld, Verständnis, Zufriedenheit, Ausgeglichensein, Hingabefähigkeit?Ich teile meine Antworten in zwei Kategorien ein: Erstens das, was ich tun kann oder auch nicht tun will, um mir am Ende selbst gut zu sein. Die zweite Kategorie ist mein Glaube zusammen mit meiner Lebenshaltung.Schauen wir uns einmal das Tun bzw. das Nichttun an. Ich nenne viele konkrete Beispiele und bitte Sie nachher in einem stillen Moment, in Ihrem Geist Ihre eigenen Lieblingsbeispiele zu ergänzen.Ich fülle meine Schale, wenn ich den Feierabend zelebrieren kann mit einer Gemütlichkeit durch Gespräche bei einem gesunden, schmackhaften Essen mit einem Glas Wein. - Ich nähre meine Seele, wenn ich gute Gespräche führen kann über für mich und dich persönlich bedeutsame Themen. - Es erhält meine Energiereserve, wenn ich genügende Aufgaben bei der Arbeit habe anstatt zu viele. - Meine Seele tankt auf, wenn ich ausschlafen kann oder Ruhe und Stille genießen darf. - Mein Körper atmet auf, wenn ich etwas für meine Fitness tue oder mich in Sinnlichkeit hingebe. - Meine Seele freut sich, wenn ich Musik höre oder ein Konzert erlebe. - Meine Schale füllt sich, wenn ich mit anderen gemeinsam meditiere oder einen Gottesdienst erlebe. - Mein Körper entspannt sich, wenn ich mir eine Massage gönne. - Meine Seele, mein Geist, mein Körper ist ganz loslassend im Jetzt, wenn ich mit dem Motorrad bei 80 km/h in einer schönen Landschaft durch Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern fahre.Diese Liste könnte endlos weitergehen, mit etwas handwerklich zu tun wie zum Beispiel ein Regal selbst zu bauen oder ein anregendes Buch zu lesen, ein interessantes Video zu schauen statt im Fernsehprogramm zu verenden, in der Natur Vögel zu beobachten … und vieles mehr. Sie ergänzen bitte in Ihrem Geist Ihre eigenen Beispiele, wodurch Sie mit Ihrem Tun oder Ihrem Nichttun Ihre Schale füllen. Hierfür öffne ich nun einen kleinen Raum der Stille:… Klangschale …Ich möchte jetzt die zweite Kategorie aufgreifen: meinen Glauben zusammen mit meiner Lebenshaltung. Es füllt meine Schale, dass ich darauf vertraue: Ich bin ein geliebter Sohn Gottes. - Es entspannt mich, wenn ich mir immer wieder vergegenwärtige: Ich selbst stehe über meinen Gedanken; ich bin frei davon, was immer in meinem Geist an Gedanken sich bildet: Ich muss diesen Gedanken nicht folgen, es sei denn, ich finde sie selbst gut und nützlich. - Es erleichtert meine Seele, wenn ein Wandel ansteht, dass ich ihn auch vollziehe. - Es richtet mich auf, eine Wahl selbst zu treffen und nicht anderen zu überlassen. - Ich fühle mich leicht, wenn ich unabhängig und selbstständig frei entscheide, etwas zu tun, was ich tun möchte, ohne eine Erwartungshaltung dabei zu haben, ohne Anerkennung für mich zu suchen. - Es stärkt meine Seele, wenn ich weiß, was ich beachten sollte und was ich ignorieren sollte. - Es baut mich auf, um das zu bitten, was ich brauche, oder Grenzen zu setzen, die mich schützen. - Meine Schale füllt sich, wenn ich Ansichten loslasse, die mir nicht länger dienen, ein besseres Leben zu führen. - Meinem Herzen tut es gut, meine Gefühle wahrzunehmen und auszusprechen statt meine richtige Meinung gegen die richtige eines anderen zu setzen. - Es ist eine Wohltat, auch mir selbst zu vergeben oder Fehlschläge zu erlauben. Oder umgekehrt meinen Erfolg zu akzeptieren und fröhlich zu feiern. - Es tut meinem Geist, meinem Körper, meiner Seele gut, Liebe und Zärtlichkeit anzunehmen. - Es befreit meinen Geist und meine Seele, Dinge auszuprobieren, die über meine Komfortzone hinausgehen. Andererseits trägt mich eine Balance zwischen Festhalten und Loslassen. - Ich spüre einen Freiraum zu atmen, sofern ich meine eigene Meinung sage, auch wenn sie nicht übereinstimmt mit der Meinung oder Erwartung eines anderen. - Und auch bei dieser zweiten Kategorie könnte ich noch mehr Beispiele aufzählen. Aber nutzen wir lieber einen Moment der Stille, dass Sie sich selbst vorstellen, welcher Glaube zusammen mit welcher Lebenshaltung Ihre Schale füllt.… Klangschale …Wir wissen, womit wir unsere Schale anfüllen können. Weniger bildhaft formuliert: Wir kennen, was unseren Geist, unsere Seele, unseren Körper nährt. Wir haben schon erfahren, was uns Kraft gibt, Geduld, Verständnis, Zufriedenheit, Ausgeglichensein, Hingabefähigkeit. Es ist im Grunde nur ein stetes tägliches Einüben, was Bernhard von Clairvaux formuliert hat: Lerne auch du, ... aus der Fülle auszugießen. ...Zuerst anfüllen und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst....Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle. Wenn nicht, schone dich. Amen
Foto:Von Roschmann - From the Book "Teutsche Künstler", printed before 1800, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18172750
+ Wolfgang Floedl / pixelio.de