Wenn Gott mitredet - Kreuzkirche Lüneburg

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Wenn Gott mitredet

Vision
Wenn Gott mitredet
 
Hesekiel 2,1Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, stelle dich auf deine Füße, so will ich mit dir reden. 2 Und als er so mit mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.
 
 
Liebe Gemeinde,
 
ich möchte Sie fragen: Wer trifft in Ihrem Geist Entscheidungen? Sie sagen vielleicht spontan: ich natürlich. Ich entscheide. Und das ist ja auch richtig. Meistens ist es jedoch so, dass hinter unserem Ich noch Mitbestimmer stehen.
 
Ich liste uns einmal verschiedene Mitbestimmer oder Mitentscheider auf. Die Liste ist aber nicht vollständig. Sonst kämen Sie heute zu spät nach Hause. Wenn Sie mögen, können Sie für sich anteilig gewichten, ob … und wenn ja welche Mitbestimmer in Ihrem Geist sprechen.
 
1. Da ist das Ansehen. Es ist ein Mitbestimmer und spricht folgendermaßen im Geist: Was sagen die anderen? Was sagen die Mitschüler, die Nachbarn, die Kollegen, die Vorgesetzten, die Kunden, die Klienten, die Gewerkschafts- oder Gemeindemitglieder. Es soll keinen Ansehensverlust geben.
 
 
2. Neben den Mitbestimmer Ansehen treten die Eltern. Inwieweit reden sie in unserem Geist? Das muss gar nicht sehr offenkundig sein. Vielleicht sind es nur Denkgewohnheiten oder Grundeinstellungen wie zum Beispiel „Ich habe es nie anders gelebt, ich gebe mir immer die größte Mühe für alle“ oder „die anderen sind nicht okay“ oder „ohne Fleiß keinen Preis“ oder ein klammheimlicher Wunsch spricht, die Eltern mögen stolz auf einen sein, wenn man dies oder jenes tut.
 
3.Das Ansehen, die Eltern, aber auch Sicherheit und Wertigkeit haben gern ein Wort zu sagen. Meine Gedanken richten sich dann darauf aus, möglichst gutes Geld zu machen, damit ich mich abgesichert fühle und persönlich aufgewertet durch meinen Erfolg.
 
4. Dann gibt es noch den Mitbestimmer Kontrolle. Wenn ich andere Menschen oder meine häusliche Umwelt kontrollieren kann, habe ich es leichter und muss mir nicht so viele Gedanken über mich selbst machen.
 
5. Der Mitbestimmer Kontrolle wird manchmal ergänzt durch den Mitbestimmer Verstand. Mit Verstand meine ich logische Argumente. Von logischen Argumenten ist mein Geist dann mehr überzeugt als von Gefühlen.
 
6. Schließlich möchte ich als Theologe den Mitbestimmer Gott einbringen. Auch er kann in meinem Geist mitreden. Beispielsweise so, dass mir Jesusgeschichten einfallen und Jesu Sichtweise meine Entscheidungen mitprägt.
 
 
Betrachten wir einmal diese Mitbestimmer als Mitbewohner in unserem Geist. Dann hätten wir das Bild vor Augen, dass unser Geist wie eine Wohngemeinschaft in einer großen Mietwohnung wäre oder wie in einem Haus. Mit diesem Bild können wir eine Empfehlung besser bedenken, die eine Bloggerin auf Instagram mit Namen 'selflovemafia' gibt: Lass niemanden einen Raum mieten in deinem Kopf, es sei denn, es wären gute Mieter. Im Originalton: Don't let anyone rent space in your head unless they're a good tenant. Lass nichts (also keine Idee, Vorstellung, keinen Wunsch, kein Bedürfnis, keine Stimme) … Lass nichts Raum in deinem Kopf mieten, es sei denn, es wäre ein guter Mitbewohner. Don't let anything rent space in your head unless they're a good tenant. Die Empfehlung lautet demnach: Es lässt sich besser leben, wenn wir bewusst entscheiden, wer in unserem Geist mitredet und wer nicht. Es hat so oder so Auswirkung auf unser Leben. Bestimmen wir also, wer mitredet, damit unsere Lebensausrichtung und unsere Werte nicht Kopf stehen.
 
 
Osho schrieb über die Kopf stehende, allgemeine Lebensausrichtung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Osho wurde früher Bhagwan genannt. Wir kennen ihn als Besitzer von 99 Rolls Royce. Und da muss man schon kritisch fragen, wer in seinem Geist Mitbestimmer war, dass er sich solch übermäßigen Luxus und Prunk leistete. Dennoch hat er Wichtiges über das Leben und die entscheidenden Lebenswerte gesagt.) … Osho schrieb über die allgemeine Lebensausrichtung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dass die Lebenswerte Kopf stehen und der durchschnittliche Mensch eigentlich abnormal lebt. Ich zitiere: "Der gewöhnliche Mensch führt ein sehr abnormales Leben, weil seine Werte auf dem Kopf stehen. Geld ist wichtiger als Meditation; Logik ist wichtiger als Liebe; Verstand ist wichtiger als Herz; Macht über andere ist wichtiger als Macht über das eigene Wesen [statt Wesen könnte man auch übersetzen: Macht über andere ist wichtiger als Macht über das eigene Dasein]. Alltägliche Dinge sind wichtiger als Schätze zu finden, welche der Tod nicht zerstören kann.“1
 
 
Ich denke, Osho hat recht. Die Werte stehen auf dem Kopf. Vielen Bürgern sind alltägliche Dinge wichtiger als Schätze zu finden, die der Tod nicht zerstören kann. Aber war das jemals anders in der Geschichte menschlicher Zivilisation? Vorhin haben wir die kritischen Worte des Propheten Hesekiel gehört. Hesekiel lebte im 6. Jahrhundert vor Christus und war ein Zeitgenosse des Propheten Jeremia. Hesekiel sagte über seine Zeitgenossen, sie „haben harte Köpfe und verstockte Herzen“. Mit anderen Worten: Sie lassen Gott in ihrem Geist nicht mitreden und finden unter anderem deshalb keine überdauernden Schätze.
 
 
Was damals schief lief oder in unserer Gegenwart aus religiöser Sicht schief läuft, muss unser Denken ja nicht beeinflussen. Interessant ist doch für uns, welche Bedeutung es haben kann für unsere Lebensführung und Spiritualität, ob Gott in unserem Geist mitredet oder nicht. Ich meine tatsächlich, dass wir Schätze finden, die der Tod nicht zerstören kann, wenn Gott mitredet in unserem Geist. Der erste Schatz ist, dass unsere Lebenshaltung und unsere Werte vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Hesekiel beschreibt diese Erfahrung mit den Worten: Und als Gott mit mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.
 
 
Ich möchte zwei Gedanken kurz entfalten:
 
1. Welche weiteren Schätze wir finden, die der Tod nicht zerstören kann, wenn Gott mitredet in unserem Geist.
 
Zuvor aber der zweite Gedanke:
 
2. Gott zuhören und ihn mit mir reden lassen, ist leicht gesagt. Wie kann das geschehen? Vielleicht weiß die eine oder der andere unter uns darauf keine Antwort. Dann müssen Sie sich jetzt deswegen nicht irritiert fühlen. Ob bei Hesekiel oder bei Jesus oder bei uns: Gott spricht durch seinen Geist, den wir den Heiligen Geist nennen. Wir merken dies vor allem daran, dass uns immer wieder ein Licht aufgeht. Wir verstehen dann - selten spontan, vielmehr nach einem inneren Abwägen - … wir verstehen dann in einem Moment der Klarheit, welche Entscheidung wir treffen müssen und welchen Weg wir authentisch gehen können.
 
Zurück zum ersten Gedanken:
 
1. Nämlich welche Schätze wir finden, die der Tod nicht zerstören kann, wenn Gott mitredet in unserem Geist. Einen Schatz hatte ich ja bereits benannt, dass unsere Lebenshaltung und unsere Werte vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Vor allem die Jesusgeschichten in der Bibel sind sehr hilfreich, unsere Lebenshaltung vom Kopf auf die Füße zu stellen. Inspiriert von diesen Geschichten gelangen wir zu der Grundhaltung: das Menschliche zählt, entscheidend ist die Liebe zu allem, was Gott liebt. Was Gott liebt, ist an Jesus abzulesen. Eine kirchliche Komfortzone oder kirchlicher Machtanspruch wird kaum widerspiegeln, was Gott liebt. Darum sind die Jesusgeschichten in den Evangelien so hilfreich und wertvoll. Ich lese sie seit 45 Jahren immer wieder aufs Neue und bin beeindruckt von ihrer Tiefe und Weisheit. Darum werde ich nicht müde, sie Ihnen als Lektüre immer wieder ans Herz zu legen. Rumi empfiehlt: Set your life on fire. Seek those who fan your flames. Auf Deutsch: Befeuere dein Leben und suche nach denjenigen, die deine Flammen anfachen! Die Jesusgeschichten haben mein Leben befeuert und viele Gespräche darüber waren wie weiter anfachende Flammen. Ab Oktober - an jedem zweiten Donnerstag im Monat um 20:15 Uhr - können Sie an einem Gesprächskreis teilnehmen, um genau dies zu vertiefen: Begeisterung fürs Leben aus Glaubensgeschichten. - Zurück zum anfänglichen Gedanken: Dass das Menschliche zählt, das, was Gott liebt, das ist ein Schatz, den der Tod nicht zerstören kann.
 
 
Osho hat noch zwei weitere Schätze benannt. Wenn Gott mitredet in unserem Geist, wird alles Materielle immer unbedeutender. Irgendwann berührt es uns nicht mehr, viel zu haben. Überhaupt zu haben. Oft vorher schon, aber spätestens an der Schwelle des Todes werden wir nicht bedauern, sondern froh sein. alles Materielle loszulassen, während andere sich grämen. Der andere Schatz ist, dass der Tod uns nicht nehmen kann, was aus der Meditation über Gott und aus Liebe entstanden ist.
 
 
Das alles, weil Gott mitredet in unserem Geist. Amen
 
 
1(Instagram - oshointernational: The ordinary man is living a very abnormal life, because his values are upside down. Money is more important than meditation; logic is more important than love; mind is more important than heart; power over others is more important than power over one's own being. Mundane things are more important than finding some treasures which death cannot destroy.)
Bilder: Karl-Heinz Liebisch  / pixelio.de (Haus); Kurt Bouda  / pixelio.de (Kind)




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